Haarsträubende bauliche Vorgaben, scheinbar unlösbare Raumprobleme – oftmals stehen Gemeinden vor großen logistischen Herausforderungen. Kann da selbst ein Architekt nichts ausrichten oder gibt es doch Hoffnung, wie dieses Beispiel zeigt?

Beratung in der „Kasernengemeinde“

Erst kürzlich besuchte ich eine Gemeinde in einem alten Militärgebäude aus der Nachkriegszeit. Es war von den Alliierten als Kasernengebäude geplant und gebaut worden. Die Gemeinde konnte die Räumlichkeiten vor ca. 30 Jahren übernehmen, aber durch die Rahmenbedingungen war ein erdgeschossiger Eingang nicht möglich.

Es war eben Hochparterre, in das eine Treppe führte. Und hier stießen wir schon auf den ersten Engpass. Oben angekommen wartete eine nur einflügelige Tür. Danach musste man um die Ecke zwischen den Toilettenanlagen hindurch einem langen Gang folgen. Erst dann, ich möchte fast sagen, stolperte man in den Saal hinein.

Foto: 4Wände GmbH

Den Willkommensbereich durch eine Freitreppe öffnen

Nach gründlicher Gebäudeanalyse überlegten wir – die Gemeindeleitung und ich: Wie kann man einen Foyerbereich schaffen, in dem man sich vor und nach dem Gottesdienst treffen und Beziehungen pflegen kann? Bisher hatte keiner einen Gedanken daran verschwendet, dass man den Eingangsbereich verändern könnte. Als baulich so vorgegeben, erschien es alternativlos.

Doch beim Anblick des Jugendraums, der zu einem Bistro umgestaltet werden sollte und eine Verbindung zum Saal hatte, bemerkte ich: Eigentlich müsste dieser Raum das neue Foyer werden, weil dies der Ort ist, wo Menschen willkommen geheißen werden. Hier gibt es Kaffee, hier begegnen sich die Leute. Dann entstand die kühne Idee, die Wand aufzureißen und eine große Freitreppe – evtl. mit einer Plattform – anzubauen. Auf diese Weise könnte man den Willkommensbereich nach außen hin öffnen und den ursprünglichen Engpass umgehen.

Ein völlig neuer Gedankengang

Das hat die Gemeindeleitung meiner „Kasernengemeinde“ erstmal umgehauen. Ob das Bauamt die Pläne tatsächlich genehmigen wird, ist zwar immer noch unklar. Doch noch während unseres Gesprächs hatte sich die gesamte Atmosphäre verändert. Aufbruchstimmung lag in der Luft. Weil es nun eine Perspektive gab, wie sich die Gemeinde – im Wortsinne – zur Stadt hin öffnen kann. Dieses Herzensanliegen wird sich hoffentlich auch bald räumlich ausdrücken.