Kürzlich war ich bei der Grundsteinlegung für ein neues Gemeindezentrum der Freien evangelischen Gemeinde (FeG) in Wetzlar. Und war mächtig erstaunt, wie viele Menschen gekommen waren. Etwa 200 Leute, darunter Gemeindemitglieder, der Oberbürgermeister und so mancher aus Politik und Gesellschaft. Wieso wirbelt eine Freikirche so viel Staub auf?

Sie wollen ein Leuchtturm in der Goethestadt sein

Es liegt bestimmt auch daran, dass eine der Leitlinien dieser Gemeinde heißt: „Lebt als Kirche so, dass der Stadt ohne euch etwas fehlen würde“. Und tatsächlich ist die FeG in Wetzlar bis in die Lokalpolitik hinein bekannt. Ich war erstaunt, wie lobend der Bürgermeister in seiner Rede u. a. das sozial-diakonische Engagement der Gemeinde erwähnte.

Beeindruckt war er beispielsweise vom Projekt „Iss mit“, bei dem rund 20 Mitarbeiter alle zwei Wochen bedürftige Menschen mit einem sehr preisgünstigen Essen verwöhnen. Wieder einmal hat mir das gezeigt, wie sehr es honoriert wird, wenn eine Kirche auf vielfältige Weise in ihre Stadt investiert und einen guten Draht zu ihren Verantwortlichen hat.

Groß und mutig denken

Ich hatte die Gemeinde und ihre mutige Leitung schon einige Monate im Rahmen unserer gemeinsamen Gebäudeplanung erlebt und war auch begeistert, wie dynamisch sie unterwegs ist. Die große Wertschätzung aus der Gesellschaft und Politik hat mich aber zusätzlich neugierig gemacht. Ich wollte mehr über die Geschichte und Entwicklung dieser besonderen Gemeinde herausfinden:

Jahrelang hatten sie sonntags ein schlichtes Holzkreuz in die Turnhalle einer Schule gehängt und Gott vertraut, dass er Gelingen und Wachstum schenken würde. Und tatsächlich: Nachdem die FeG Wetzlar 1988 gegründet wurde, fanden immer mehr Menschen dort ihr geistliches Zuhause. Und schon nach zehn Jahren konnten sie ihr erstes eigenes Gebäude beziehen. Doch das ist längst an seine Grenzen gekommen. Mit ihren über 400 Gottesdienstbesuchern und mehr als 300 Mitgliedern platzen die derzeitigen Gemeinderäume aus allen Nähten. – Zeit, auch in dieser Hinsicht wieder groß zu denken.

Gemeinderäume sind nicht das Entscheidende, aber Platzmangel kann Entwicklung verhindern.

Diese Wahrheit hat die Gemeindeleitung verinnerlicht. Es ist überhaupt eine Leitung, die ich als enorm gabenorientiert, strategisch und visionär kennengelernt habe. Seit mehreren Jahren hatte sie wegen des Platzmangels händeringend nach Lösungen gesucht und inzwischen viele Hürden gemeistert. Nun entsteht auf einer Fläche von 1.500 Quadratmetern eine neue Immobilie in Holzbauweise mit modernsten Energiestandards.

Was mich besonders beeindruckt: Der Neubau macht es jetzt möglich, dass das Bestandsgebäude u. a. der gewachsenen Kinder- und Jugendarbeit überlassen werden kann. Damit investiert die Gemeinde bewusst in die junge Generation. Überhaupt habe ich selten eine Gemeinde getroffen, die ihre Vision so klar formulieren konnte: Gottes Liebe verändert die Gemeinde und diese dann wiederum die Gesellschaft. Diese Klarheit hat unseren Planungsprozess und die Zusammenarbeit wirklich effizient und harmonisch gemacht.

Bei aller Liebe liegt der Fokus auf Exzellenz

„Von Gott bewegt“, so heißt der Claim der FeG Wetzlar. Seit ich mit dieser Gemeinde in Kontakt bin, merke ich, dass sie auch mich nicht unberührt gelassen hat. Generell habe ich den Eindruck, dass sie das Beste möglich machen will. Und das lässt sie sich was kosten, materiell und immateriell. Auf Gäste eingestellt legt sie viel Wert darauf, die beiden Sonntags-Gottesdienste so richtig attraktiv und professionell zu gestalten. Sie wurstelt also nicht im stillen Kämmerlein vor sich hin, sondern ehrt Gott nach innen und außen.

Zentral gelegen, bereit für die Zukunft

Mitte nächsten Jahres kann die Kirche schon in ihren neuen Räumen Gottesdienste feiern und ihren 30. Geburtstag gleich mit. In unsere Freude über das neue Gemeindedomizil mischt sich aber auch noch ein kleiner, nicht ganz selbstloser Gedanke: Wir sind begeistert, dass bald ein wunderschönes Bauwerk in Deutschlands Mitte fertig gestellt wird, in dem wir ab und zu unsere Seminare und den Think Tank Gemeinde 4.0 abhalten können. Der Mut der Gründerväter der FeG Wetzlar hat sich also in jeder Hinsicht gelohnt.